Trainingsstunden (frei für alle)

"Wenn er dich umbringen will ist deine beste Option: Wegrennen. Wenn du dazu keine Lust hast, sterben ist auch eine Möglichkeit, aber nicht empfohlen."

Luciens Arm beginnt etwas zu zittern. Anscheinend trainiert er einfach seine Arme mit dem Schwert.

"Ich meine das ernst. Magier sind ein anderes Biest. Wenn du keine längere Reichweite als sie hast, selbst Magie beherrscht oder sie mit einem Schlag zweiteilst kannst du einen Kampf vergessen."

Tief atmet der Junge ein. Er hält das Schwert noch eine ganze Weile, wechselt dann aber den Arm.

"Muss sich jedenfalls verdammt gut anfühlen 'n Magier zu sein."

Isabella setzt sich neben Sharline und unterhält sich weiter mit Lucien.
"Ich bin nicht verrückt, mich in Kämpfe zu stürzen. Ob die was besonderes sind, kann ich auch nicht beurteilen. Aber was macht ein Krieger, der einem feindlichen Magier gegenüber steht. Wegrennen kann er ja schlecht?".

"Oh, Krieger können erstaunlich gut wegrennen. Bei denen schaut's meistens auch noch richtig witzig aus. Schon mal einen Mann in verbogener Plattenrüstung rennen sehen? Ist das selbe wie 'n Erpel mit Gehfehler."

Scheinbar hält der linke Arm das Gewicht von Gretel um einiges länger aus. Gut das Gretel keine echte Dame ist, denn verdammt das Baby hat einige Kilos zu viel.

"Ich persönlich kümmere mich um Magier in dem ich in ihre Zauber renne und sie zerhacke. Magie kann man selten ausweichen. Aber wenn man einmal vor ihnen steht ist's vorbei. Da könnte man sie genauso gut mit bloßen Händen auseinander nehmen. Übrigens auch sehr befriedigend."

Jetzt verstehe ich warum du so...,"bricht mitten im Satz ab und schmunzelt. " Du lässt dir tatsächlich die Zauber um die Ohren haun? Es ist also auch befriedigend?"hebt eine Augenbraue..." Ich glaub du brauchst doch einen Arzt. Sowas kann garnicht befriedigend sein."

"Absolut. Lebendiger fühl' ich mich nur beim kochen und beim gärtnern. Ich versteh' nicht wie man keinen Spaß daran haben kann... Solange es die richtigen trifft, versteht sich. Am besten sind die, die einen so verwundert anschauen wenn man ihnen das Gehirn zu Wurstmischung verarbeitet. Da ist es auch die Schmerzen von'm Eiszapfen in der Schulter wert."

Lucien blinzelt ein paar mal, wechselt dann wieder den Arm mit welchem er das Schwert hält.

"Nicht das ich Spaß daran hätte jemand Unschuldiges zu verletzen. Mit sowas hab' ich nichts am Hut."

"Ein Erpel mit Gehfehler", murmelte sie vor sich hin. Sie lachte lautstark auf.

Lucien schnippst mit seiner freien Hand und zeigt auf Isabella.

"Siehst'e? Ich sag' doch das ist das witzig."

"Ich.. kann...  nichts... dafür... ein Erpel... mit.... Gehfehlern... "japste sie. Sie sah erst auf seine schnippende Hand und dann ihm ins Gesicht. Ihr Lachen wurde übermütiger. Lachend ließ sie sich auf den Rücken fallen.

Sharline sah Lucien an und verkneifte sich immernoch ein lachen. Aber als isabella sich zurück fallen ließ vor aluter lachen, stimmte sie mit ein und lachte ebenfalls herzhaft drauf los.

Lucien lacht zwar nicht mit, aber immerhin kann der Kerl mal wieder lächeln.

"Ich sollte Gold für meine Anekdoten verlangen."

Sie setzte sich wieder auf und wischte sich die Lachtränen aus den Augen.
"Auf dem Jahrmarkt kannst du viel Geld mit deinen Geschichten verdienten".

"Viel?"

Lucien wechselt den Arm erneut, dieses mal wohl um Isabella besser ansehen zu können. Sein Blick wirkt tatsächlich wie der eines interessierten... Wenn auch sehr müden Mannes.

"Wie viel... Meinst du würden die Leute für sowas bezahlen?"

Sie nickt ihm eifrig zu.
"Sie zahlen sehr gut. Ob Jung oder Alt. Das Volk liebt Geschichten. Ich habe viele Veteranen gesehen, die ihre Erlebnisse unter den Bürgern brachten. Gold und freie Mahlzeiten waren gang und gebe. Sogar Wirte lassen sich nicht lumpen. Freie Getränke waren immer an der Tagesordnung. Gäste wollten doch unterhalten sein".

"Es gibt da diese Taverne... Mit unglaublichem Speck mit Bohnen..."

Erneut wechselt Lucien den Arm der das Glück hat Gretel halten zu dürfen.

"Vielleicht sollte ich echt mal versuchen mir damit 'n Mittagessen zu verdienen. Aber sag ma' Isabella, du bist also sowas wie 'ne Händlerin, eh?"

"Jahaa. So kann man es sagen. Mein Vater hat mir alles wissenswerte beigebracht. Schon von klein an, durfte ich ihn begleiten. Wir sind viel herum gekommen. Du musst wissen, wir gehörten dem Fahrende Volke an".
Sie beobachtete ganz genau, wie Lucien mit seiner Waffe umging.

Lucien lächelt immernoch. Als er "fahrendes Volk" hört zucken seine Mundwinkel sogar noch ein kleines Stückchen höher.

"Ich habe als Kind viele Geschichten über "das fahrende Volk" gehört. Damals wollte ich noch Gewürzhändler werden und alle Städte und Dörfer besuchen. Muss spannend gewesen sein. Erzähl', hast du viel erlebt als junges Mädchen?"

Und schwupps macht Gretel erneut einen kurzen Lupfer ehe sie von Luciens rechter Hand aufgefangen wird, nur um dort wieder einfach nur ausgestreckt herum zu hängen.

Sharline saß da und lauschte den Worten. Sie schein in Gedanken zu versinken , so könnte man das meinen aber sie lauschte sehr wohl den Geschichten oder Erzählungen von den beiden. Sie schwieg und legte ihren Kinn auf ihre Knie die sie angezogen hatte.

"Ja, sicher. Ich könnte dir Geschichten erzählen, die würdest du mir niemals glauben. Erst recht nicht die, wo mein Vater mich immer als seinen Sohn ausgab. Auch deine Künste mit deinem Schwert habe ich bei den Gauklern gesehen. Nur sie warfen mehrere Schwerter in die Luft und fingen sie dann auf. Gehört dieses Kunststück auch zum Training eines Kriegers?"

"Trainiert die Arme. Ich hab' das damals mit meinem Bastardschwert gemacht... Und ich mach's weiter mit meinem Zweihänder. Nur das der Zweihänder eben 'n gutes Stück schwerer ist. Außerdem gibt es Momente in denen man mit nur einem Arm kämpf-... Moment, dein Vater hat dich als seinen "Sohn" ausgegeben?"

Lucien hebt seine rechte Augenbraue ein kleines Stück, offensichtlich etwas verwundert.

"Wozu das?"

"Um unkomplizierter durch die Lande zu reisen. Wann kämpft man nur mit einem Arm?"

"Wenn der andere gebrochen oder im schlimmsten Fall abgetrennt ist."

Endlich fertig mit dieser Übung greift Lucien Gretel mit beiden Händen an der Klinge und beginnt damit in die Hocke zu gehen und diese, mit ausgestreckten Armen zu halten.

"Ist es denn wirklich unkomplizierter als kleiner Junge durch die Gegend zu reisen?"

"Natürlich. Es gibt gewisse Situationen, wo eine Frau fehl am Platze ist".
Sie sah auf seine hockene Gestalt.
"Und was trainierst du jetzt?"

"Beine, Arme, Schultern, Rücken."

Lucien schaut gelegentlich zu Isabella, etwas das er während seiner Trainingseinheiten nur verdammt selten macht.

"'Eine Frau fehl am Platze'. Ich frag' nicht weiter, klingt so als wär's was Ernstes. Und für's Ernste bin ich nicht geschaffen. Aber so als Händlerin kannst du doch sicher verdammt gut feilschen, oder?"

Sie nickte zu ihm hinüber.
"Das ist doch klar. Manche Kunden hatten Tränen in den Augen, als sie gingen. Das besagt wohl alles. Brauchst du etwas, oder du Sharline? "

"Ich brauch' nichts. Im Moment. Aber stell' dich darauf ein irgendwann von mir entführt zu werden um mit irgendwelchen Händlern zu feilschen."

Lucien steht aus seiner Hocke auf und schnallt Gretel wieder fest an seinen Rücken, wohl um erst einmal Pause zu machen.